Ist es ungesund neben dem Handy einzuschlafen?

Bett Smartphone
Bild Quelle: Freepik.com

Vor dem Einschlafen noch schnell den Instagram-Feed durchgucken, auf WhatsApp-Nachrichten antworten, dann den Wecker für morgen stellen – bei vielen von uns kommt das Handy abends mit ins Schlafzimmer. 

Setzen wir uns wirklich täglich einer Gefahr aus? Wir haben nachgefragt: Bei Dr. Sarah Drießen vom Forschungszentrum für Elektro-Magnetische Umweltverträglichkeit der RWTH Aachen und Prof. Matthias Wuschek, der an der TH Deggendorf rund um die elektromagnetische Verträglichkeit von Kommunikationsgeräten forscht.

Was ist das überhaupt, was unser Handy abgibt?

Ganz wichtig: Es gibt keine Handystrahlung – zumindest ist die Formulierung aus wissenschaftlicher Sicht falsch. „Es handelt sich bei Funksignalen um sogenannte elektromagnetische Wellen“, stellt Wuschek klar. „Der Begriff ‚Strahlen‘ sollte hier besser nicht verwendet werden, denn da denkt der Laie sofort an radioaktive Strahlung oder an Röntgenstrahlung. Bei dieser sogenannten ionisierenden Strahlung weiß man klar, dass es massive Gesundheitsrisiken gibt und sie Krebs auslösen können.“

Bei Smartphones ist das anders: Sie erzeugen elektromagnetische Wellen, die zur nicht-ionisierenden Strahlung zählen, die also nicht die Energie aufbringen, um Elektronen aus Molekülen oder Atomen zu entfernen.
Wie viel davon kommt bei uns an?

Das hängt vor allem davon ab, wie nah wir es dabei an den Kopf halten. „Für alle Mobiltelefone gibt es einen Maximalwert für die im Kopf des Benutzers absorbierte Hochfrequenzleistung“, sagt Wuschek.

Dieser Wert wird „spezifische Absorptionsrate“ (SAR)genannt, jedes Handy hat einen eigenen SAR-Wert, den Hersteller angeben müssen. „Aber das ist nur die halbe Geschichte. Stellen Sie sich vor, dass man nur ‚leichte‘ Zigaretten raucht, aber davon 40 Stück am Tag – so verhält es sich auch mit den Smartphones.“

Das bedeutet: Wer stundenlang mit einem strahlungsärmeren Handy am Ohr telefoniert, bekommt mehr Wellenenergie ab als jemand, der das Smartphone nur ab und zu aus der Tasche holt oder den ganzen Tag auf dem Schreibtisch liegen hat.

Schon ein paar Zentimeter Abstand machen einen großen Unterschied.

Was können wir konkret tun, um die Belastung zu reduzieren?

Beginnen wir mit Maßnahmen tagsüber. Eine einfache Möglichkeit ist es, den Abstand zum Kopf vergrößern. Wenn wir telefonieren (oder Sprachnachrichten verschicken) einfach das Headset benutzen.

„Vor allem das Auge ist besonders empfindlich und muss einer geringeren Immission ausgesetzt sein als es beispielsweise für den Oberkörper oder die Hände zulässig ist“, sagt Wuschek. Wer schon beim Kauf auf niedrige Werte achten möchte, kann beim Bundesamt für Strahlenschutz die SAR-Werte vieler Handys miteinander vergleichen. Doch egal, wie niedrig der Wert ist: Alle Handys senden elektromagnetische Wellen aus, sobald sie in den Kommunikationsmodus gehen – und das tun sie auch nachts, wenn wir direkt daneben schlafen. Wenn sich Apps aktualisieren, E-Mails automatisch gecheckt werden, eine Nachricht ankommt.

Übrigens: Je schlechter die Verbindung ist, desto mehr Leistung muss das Handy bringen. Deshalb empfehlen Experten, möglichst nur bei gutem Netz zu telefonieren – oder noch besser: auf WLAN-Calls umzusteigen. Denn dabei müssen die Wellen nur bis zum nächstgelegenen Router gelangen und sind demnach viel schwächer als über die Datenverbindung. Es ist also auch besser, leistungsstarke Angelegenheiten wie App-Aktualisierungen nur im WLAN durchzuführen.

Und wie gefährlich ist das jetzt für uns?

„Wissenschaftlich ist erwiesen, dass hochfrequente Felder ab einer bestimmten Stärke das menschliche Gewebe erwärmen und so schädigen können“, sagt Sarah Drießen. Um genau das zu vermeiden, wurden die schon erklärten SAR-Werte eingeführt. Wenn sich Hersteller daran halten, ist also eigentlich keine Gefahr zu erwarten: „Grundsätzlich gilt, dass unterhalb der Grenzwerte nach aktuellem Wissensstand eine gesundheitsschädliche Erwärmung ausreichend vermieden wird und keine negativen Auswirkungen zu erwarten sind.“

Es gibt also erstmal Entwarnung – aber mit Einschränkung

Natürlich können aktuelle Studien noch nicht untersuchen, wie unsere Körper nach 30 Jahren Handy-Nutzung reagieren. „Früher hat sich niemand schon ab frühester Jugend über längere Zeit ein Handy an den Kopf gehalten“, sagt Wuschek. „Da fehlen einfach noch die Langzeiterkenntnisse, auch wenn es natürlich beruhigend ist, dass bislang keine kritischen Auswirkungen beobachtet wurden.“ Auch wenn Handys mittlerweile keine technische Neuheit mehr sind, schauen sich Wissenschaftler ganz genau an, welche möglichen Folgen noch infrage kommen könnten: „Einige Studien werfen die Frage auf, ob es neben den thermischen Wirkungen noch weitere Wirkungen gibt, die dann wiederum zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen könnten“, sagt Dr. Drießen. „Wie zum Beispiel Krebs-Entwicklung, Elektrosensibilität oder Wirkung auf den Schlaf und kognitive Prozesse.“

Wer sich diesem möglichen Risiko nicht aussetzen will und nachts nicht zwingend erreichbar sein muss: Einfach das Handy kurz vorm Einschlafen in den Flugmodus schalten – der Wecker klingelt trotzdem am nächsten Tag.

Vielen Dank für diesen tollen Beitrag an bento.de.
Quelle: Bento

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