In nur acht Jahr zum vierterfolgreichsten Smartphone-Hersteller: Wie ist das zu schaffen?

Hierzulande ist Xiaomi Noch längst nicht so bekannt wie die größeren Konkurrenten Samsung, Huawei und Apple. Wer den Namen Xiaomi jedoch kennt, der assoziiert damit in der Regel preisgünstige und dennoch leistungsfähige Smartphones.
Wie gelingt es dem Unternehmen, die Preise anderer Hersteller zu unterbieten? Der Geschäftsführer Lei Jun verrät es bereitwillig: „Xiaomi ist mehr als ein Hardware-Unternehmen. Wir sind ein innovationsgetriebenes Internet-Unternehmen.“
Das klingt ein bisschen nach flauschigem MArketing.Geschwätz, hat aber eine ganz handfeste Bedeutung: Xiamoni verkauft seine Geräte mit einer geringen (oder sogar nicht vorhandenen) Gewinnspanne, nimmt jedoch Geld ein durch „ergänzende Dienstleistungen“.
Konkret: Die Gewinnspanne bei Xiaomi-Geräten beträgt typischerweise 1 bis 2 Prozent. Und Lei Jun verspricht, das sie die fünf-Prozent-Grenze nie überschreiten wird. Allerdings ist dies nicht ganz so einzigartig, wie es zunächst klingt. Denn auch andere Smartphone-Hersteller wie Lenovo, LG und ZTE operieren mit Gewinnspannen von unter 5 Prozent. Bei den großen Drei jedoch ist die Spanne höher: Bei Huawei und Samsung beträgt sie etwa acht Prozent und beim Profit-Champion Apple sogar ungefähr 20 Prozent.
Querfinanzierung
Was ist mit den Geld bringenden „ergänzenden Dienstleistungen“ gemeint? -Xiaomi bietet unter anderem Cloud-Speicherlösungen an, einen App-Store, Video-Streaming-Abonnements und einen Kleinkredit-Online-Dienst. Eine weitere Einnahmequelle, die niedrige Smartphone-Preise ermöglicht: Einige Xiaomi-Smartphones zeigen Werbung an. Und zwar nicht nur in einzelnen Apps wie dem Musikabspieler oder dem Dateiverwalter, sondern auch direkt in den Einstellungen des Betriebssystems.
Das xiaomi-ökosystem
Xiaomi hat nicht nur Smartphones und verwandte Geräte in seinem Produktkatalog, sondern auch Artikel wie Sicherheitskameras, elektrische Zahnbürsten und Handtücher. Besteht da nicht das Risiko, dass das Unternehmen sich verzettelt? Das Unternehmen begegnet dieser Gefahr, indem es diese Produkte nicht tatsächlich selbst herstellt, sondern von anderen Unternehmen produzieren lässt und dann unter dem Namen „Xiaomi“ auf den Markt bringt. Nicht von irgendwelchen Unternehmen jedoch, sondern von solchen, an denen Xiaomi durch Investitionen Minderheitsanteile besitzt. Etwa 100 solcher Firmen gehören mittlerweile zum Xiaomi-Ökosystem.
Diese Betriebe profitieren nicht nur von den Investitionen und von den Xiaomi-Projektmanagern, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, sondern auch von dem guten Ruf und dem Vertriebsnetz des Smartphone-Herstellers.
Ein Paradebespiel dafür ist das Fitness-Armband „Mi Band“, das von der Firma Huami für Xiaomi hergestellt wird. Dieses Gerät kam 2014 für umgerechnet lediglich etwa 10 Euro auf den Markt – und war so erfolgreich, dass es Xiaomi im darauffolgenden Jahr auf den zweiten Platz in der Liste der Wearable-Hersteller weltweit katapultierte.
internet der dinge
Xiaomi setzt große Hoffnungen auf das Internet der Dinge, insbesondere auf den Smart-Home-Bereich. Das Unternehmen selbst und seine 400 Partnerfirmen haben bereits über 800 smarte Geräte auf den Markt gebracht, die sich mit den Xiaomi-Smartphones und dem Heimautomatisierungssystem „Mi Smart Home Kit“ vernetzen lassen. Über 85 Millionen derartige Geräte sind nach Angaben des Xiaomi-Geschäftsführers bereits in Gebrauch.
Mit der „Xiao AI“ hat das Unternehmen zudem im April 2018 einen digitalen Assistenten mit künstlicher Intelligenz vorgestellt, der auf Xiaomi-Smartphones und auf smarten Lautsprechern zum Einsatz kommt.
zukunftsaussichten
Die Zukunft von Xiaomi sieht gut aus. Talentierte und enthusiatische Mitarbeiter, ein klares und bereits bewährtes Konzept sowie genügend Kapital, um dieses Konzept zu verwirklichen: Das wird zwar nicht ausreichen, um die beiden Marktführer Samsung und Huawei abzulösen. Apple den dritten Rang streitig zu machen, das ist jedoch ein durchaus realistisches Ziel.
Spannend wird es zu beobachten, ob Xiaomi sich mit Methoden, die in Asien erfolgreich sind, auch in Europa durchsetzen kann. Und ob es dem Unternehmen gelingt, in dem aus vielerlei Gründen schwierigen US-amerikanischen Markt eine nennenswerte Position zu erreichen.
Meilenstein-modelle
Aufsehen erregt hat Xiaomi bei europäischen Benutzern im September 2017 mit dem Smartphone „Mi A 1“. Nur 230 Euro kostete das Gerät, dennoch konnte es mit einem Snapdragon -625-Prozessor aufwarten, sowie mit 4 GB Arbeitsspeicher, 64 GB Massenspeicher, einem 5,5-Zoll-Bildschirm und einer Doppelkamera – und mit einem unveränderten Android-System.
Der aktuelle Nachfolger „Mi A 2“ (der in der Version mit 64 GB Massenspeicher 225 Euro kostet) präsentiert sich mit einem schnelleren Prozessor (Snapdragon 660), einem größeren Bildschirm (5,99 Zoll) und einer besseren Kamera.
Wer sich nicht mit einem Mittelklasseprozessor zufrieden geben möchte, sondern Falggschiff-Leistung erwartet, der kann stattdessen zum Modell „Pocophone F1“ greifen. Dieses Smartphone bietet neben einem Snapdragon-845-Prozessor 6 GB Arbeitsspeicher, 64 GB Massenspeicher, einen 6,18-Zoll-Bildschirm und einen 4.000-mAh-Akku – und kostet dennoch lediglich 350 Euro.
Dieser Preis macht das Leben ein wenig schwierig für das zweite Flaggschiff „Mi 8“, das etwa 100 Euro teurer ist. Dafür bietet es ein Gehäuse aus Glas und Metall statt aus Kunststoff sowie einen AMOLED- statt einen LCD-Bildschirm – und existiert auch in einer Version mit 256 GB statt „nur“ 128 GB Speicher.
Das Smartphone „Redmi 5 Plus“ähnelt vom Preis (ab 165 Euro), vom Prozessor (Snapdragon 625), vom Speicherplatz und von der Bildschirmgröße her dem Modell „Mi A2 Lite“, hat aber größere Ränder um den Bildschirm und verwendet als Betriebssystem MIUI statt einer unveränderten Android-Version.